Aktuelles

vom Kapitalmarkt

per 30.09.2020

 

Nach dem verheerenden 1. Quartal 2020 als Folge der weltweiten Corona-Pandemie und des globalen Lockdowns mit dramatischen Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten erholten sich die Kurse vor allem der sogen. „Risikoanlagen“ im 2. Quartal des Jahres massiv und überraschend schnell. Das 3. Quartal brachte dann global durchwachsene Kursveränderungen, wobei sich zum Ende des Zeitraums deutliche Rücksetzer ergaben.

 

Die Hoffnung auf weitere wirtschaftliche Erholungen unterstütze die Kapitalmärkte im Sommer erkennbar. Es kam zu ersten Aufwärtsrevisionen bei konjunkturellen Wachstumsindikatoren (Einkaufsmanagerindices, Ifo-Geschäftsklimaindex) und bei den Gewinnschätzungen der Unternehmen. Dabei erholte sich das verarbeitenden Gewerbe deutlich zügiger als der Dienstleistungssektor. Erkennbar war auch eine zunehmende Differenzierung zwischen Krisengewinnern und -verlieren. Hauptnutznießer waren dabei die Technologietitel, da hier als Folge der Corona-Einschläge dauerhaft mit großer Nachfrage nach besseren digitalen Ausrüstungen gerechnet wird.

 

U. a. legte der deutsche DAX in den letzten drei Monaten 3,6 % zu, der japanische Markt gewann rd. 4 % und die chinesischen Börsen verloren etwa 4 % (alle Angaben in Euro gerechnet).
Auf Jahressicht hat der Dax somit nach neun Monaten nur noch 3,7 % verloren. Japanische Werte gaben per Saldo bis zum 30.09. knapp 5 % ab und Schellenländer gut 5 %. Die Kurseinbrüche vom März/April konnten somit weitestgehend wieder ausgeglichen werden.

 

Die eher zyklischen europäischen und asiatischen Börsen konsolidierten in den letzten Wochen und tendierten primär seitwärts. Damit folgten sie, mangels entsprechender „interessanter“ Wachstumstitel, nicht dem Vorbild der boomenden US-Märkte.
Trotz aller bestehenden Probleme und Fragestellungen erreichte der breite amerikanische Markt am 02.09. ein neues All-Time-High. Ebenso notierte die Technologiebörse Nasdaq am selben Tag so hoch wie niemals zuvor. Allein im 3. Quartal gewannen der breite US-Markt (in Dollar) 8,5 % und die Nasdaq (in Dollar) 11 %, auf Sicht des bisherigen Jahres 3,7 % bzw. über 24 %. Die Nasdaq in den USA ist seit dem Märztief bis Ende September um 85 % angestiegen.

 

Die am besten performenden Branchen waren im Jahresverlauf gesehen mit Abstand die Technologietitel, vor den Goldminenaktien und Biotechwerten.
Zu beachten ist allerdings der Umstand, dass Investoren heute die Technologieaktien, trotz des jüngsten Kursrückgangs, immer noch mit dem 25fachen der erwarteten 2021-Gewinne bewerten. Zudem machen allein die „big five“ Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook 50 % der Marktkapitalisierung der gesamten Nasdaq 100 und 25 % des breiten S&P 500 Indexes aus. Im Fazit besteht hier also ein erhebliches Klumpenrisiko.

 

Bemerkenswert ist die Volatilität an den Börsen in diesem Jahr. So gab es z. B. in den ersten neun Monaten 25 Tage, an denen der DAX mehr als 2 % zulegte und 22 Tage, an denen er mehr als 2 % abgab. An 17 Tage fiel der Index sogar über 3 %, an 8 Tagen stieg er um über 3 %. Dies ist sehr ungewöhnlich, allerdings war die Volatilität gerade in den letzten zwei Jahren auch historisch niedrig.
Auch ist es interessant, dass der DAX Ende September 2019, also vor der Corona-Krise, bei etwa 12.500 Indexpunkten stand, fast genau dem Wert Ende September dieses Jahres. Man könnte glauben, „nichts sei passiert“ in den letzten zwölf Monaten. Aber es liegt der Teufel im Detail…Allianz, Bayer, BASF verlieren 20 %, hingegen gewinnen Infineon + 40 %, SAP + 20 % und Siemens + 14 %. Selten war die Spreizung zwischen Branchen so groß und wichtig für den Anlageerfolg.

 

Bei den Zinsen passierte im Sommer per Saldo wenig. Deutsche 10jährige Bundesanleihen begannen das Quartal mit einer Rendite von – 0,46 % und beendeten es bei -0,52 %. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries stieg im Berichtszeitraum von 0,62 % auf 0,68 % leicht an. Die höchsten Renditen lagen zwischenzeitlich bei -0,37 % in Deutschland und 0,80 % in den USA.

 

Der Trend zu einem festeren Euro ggü. den anderen Weltleitwährungen hielt im vergangenen Quartal an. So stieg die Parität Euro/US-Dollar bis zum 30.09. von 1,123 zu Jahresanfang auf 1,172 (oder 4,5 %) an, der Anstieg des Euros ggü. dem britischen Pfund beträgt knapp 7,4 % und ggü. dem Yen 1,5 %. Im Ergebnis erzielten Währungsabsicherungen für Euro-Anleger damit hohe Gewinne.

 

In einer der schwersten Wirtschaftskrisen der Nachkriegszeit zeigt der Euro also eine bemerkenswerte Stärke. Mitte September konnte der Euro sogar die Marke von 1,20 ggü. dem US-Dollar kurzzeitig übersteigen, um anschließend aber wieder auf 1,17 zu korrigieren (im März notierte der Euro zeitweise bei 1,08).
Ein wesentlicher Grund für den festen Euro ist die starke Verringerung der Zinsdifferenz zu den USA. Da die FED einen merklich aggressiveren Kurs als die EZB fährt, kann zukünftig mit einer eher noch weiteren Verengung der Zinsdifferenz gerechnet werden, was dem Euro vermutlich über die 1,20-Marke helfen wird. Außerdem unterstützen geringere Wachstumsdifferenzen der Konjunkturen und strukturelle politische Verbesserungen in der Eurozone die europäische Einheitswährung.

 

Im 3. Quartal legte der Goldpreis in Dollar um 5,9 % zu. Der Höchstpreis lag am 07.08. bei 2.072 $. Im Gesamtjahr gewann das Edelmetall damit über 24 % (in US-Dollar). Erneut diente das Edelmetall in den letzten Wochen als Sicherheitsanker und wurde insbesondere von Privatanlagern und über ETFs erworben. Möglich wurde dieser Preisanstieg auch wegen des schwächeren Dollars und vor dem Hintergrund noch niedrigeren Opportunitätskosten, sprich Anleiherenditen.

 

Der Ölpreis auf Dollarbasis sank um fast 42 %. Dies beinhaltet aber bereits eine deutliche Erholung seit dem Frühjahr. Ursache für die extrem niedrigen Rohstoffpreise waren damals die globalen Konjunktureinbrüche. Im Gefolge der sukzessiven Wirtschaftserholung über den Sommer hinweg, sind auch die Rohstoffpreise wieder angezogen.

 

Der zuvor angesprochene Rückgang der Aktienkurse in der zweiten Septemberhälfte war den wieder ansteigenden Covid-19-Infektionszahlen, den zähen Brexit-Verhandlungen und der nahenden US-Präsidentenwahl geschuldet. In den USA bereitete zudem das Aussetzen weiterer Hilfsprogramme bis nach der Wahl und eine mögliche längere Hängepartie, falls Donald Trump ein negatives Wahlergebnis nicht akzeptiert, größere Sorgen.

 

Zwar wird derzeit kein Einbruch der Weltwirtschaft wie im Frühjahr befürchtet, aber eine merkliche Verlangsam der einsetzenden Erholung ist sicher. Je nach Dauer und Intensität der zweiten Corona-Welle, insbesondere bei erneuten großflächigen Lockdowns, können allerdings auch negativere Szenarien schnell Realität werden. Nach einer Wahl von Joe Biden erwarten die Börsen zwar Rückschläge, da er die Steuern erhöhen will, andererseits könnten wieder moderatere Töne im Verhältnis zu China gewählt werden. Per Saldo sollte der tatsächliche Effekt des Wahlsiegers überschaubar sein, da die Wahlprogramme sich nicht wirklich deutlich voneinander unterscheiden. Am Ende wäre vor allem ein (positiver) emotionaler Effekt denkbar, da die Abneigung ggü. Donald Trump so massiv ist, vor allem auch außerhalb der USA.

 

Der Kursrückgang in der zweiten Septemberhälfte traf insbesondere die vorher massiv angestiegenen Technologietitel. So verlor z. B. die Apple Aktie 20 % und die Technologiebörse Nasdaq insgesamt rd. 13 % innerhalb weniger Tage. Auf das aufgestaute Klumpenrisiko wurde vorher bereits hingewiesen. Dennoch blieb der genannte 24 %ige Zuwachs der Nasdaq im Jahresverlauf erhalten.

 

Positiv für die Entwicklung der Kapitalmärkte in den nächsten Monaten kann angeführt werden, dass die nach wie vor niedrigen Inflationsraten es den Zentralbanken ermöglichen, an der expansiven Geldpolitik festzuhalten, d. h. an den Negativzinsen und umfangreichen Anleiheaufkäufen. Zudem hat die amerikanische FED im August mitgeteilt, ein temporäres Überschießen der Inflation zu dulden, da man nun ein durchschnittliches Inflationsziel von 2,0 % anstrebe. Insgesamt steht also unverändert reichlich Liquidität zur Anlage zur Verfügung, was Aktienengagements fördern wird.
Das massive Finanzpaket für die Eurozone über Bill. 1,8 € bis 2027 hilft den Börsen Europas und der heimischen Währung. Gleiches gilt für die Einigung innerhalb der EU über den „Recovery Fund“. Erstmals in der Geschichte der EU wurde dabei eine gemeinsame Schuldenaufnahme und eine großvolumige Fiskalumverteilung beschlossen.

 

Das weitere Geschehen wird letztendlich aber einzig und unmittelbar vom Verlauf der zweiten Welle der Covid-Infektionen abhängen bzw. den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen, die noch kommen werden. Insbesondere der Zeitpunkt eines wirksamen Impfstoffs „für alle“ wird hier von großer Bedeutung sein. Im Vergleich dazu sollten die politischen Themen (US-Präsident, Brexit) von eher untergeordneter Bedeutung sein.

 

Ein erneuter Kurseinbruch an den Aktienbörsen ist wohl eher nicht zu erwarten, da zum einen die Anlagealternativen im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere heute noch schlechter rentieren als im Frühjahr und zum anderen die Regierungen und Notenbanken immer wieder erklären, weiteren Unterstützungen zu gewähren, falls nötig. Das dies nicht für alle Branchen gleichermaßen gelten kann, ist nachvollziehbar. Bei einer Verschärfung der Epidemie bzw. der Schutzmaßnahmen werden der Tourismus, die Luftfahrt, die Gastronomie und ausgewählte sonstige Dienstleister existenzielle Probleme bekommen.

Kapitalmarktentwicklung

1. Januar bis 30. September 2020

Geldmarkt

AnlagesegmentPerformance
31.12.2019
Performance
30.09.2020
Euro-Raum-0,36 %- 0,29 %

Aktien (in Euro)

AnlagesegmentPerformance
31.12.2019
Performance
30.09.2020
Deutschland+ 25,48 %- 3,69 %
Eurozone+ 25,67 %- 12,20 %
Europa+ 26,14 %- 12,75 %
USA+ 33,13 %+ 2,26 %
Japan+ 21,70 %- 4,92 %
Schwellenländer+ 21,24 %- 5,39 %
Nebenwerte Europa+ 31,37 %- 10,32 %
Welt+ 30,72 %- 2,24 %

Renten (in Euro)

AnlagesegmentPerfomance
31.12.2019
Performance
30.09.2020
Deutschland+ 3,05 %+ 2,64 %
Eurozone+ 6,84 %+ 3,76 %
Europa+ 7,80 % + 3,14 %
USA+ 9,45 % + 4,71 %
Welt+ 7,97 % + 2,67 %
Schwellenländer+ 17,37 %- 4,76 %
Unternehmensanleihen
Euroland
+ 6,23 %+ 0,68 %
Wandelanleihen Global+ 11,47 %- 0,25 %

Rohstoffe (in USD)

AnlagesegmentPerformance
31.12.2019
Performance
30.09.2020
Öl (Sorte Brent)+ 36,52 %- 41,73 %
Gold+ 18,27 %+ 24,26 %

Währung

AnlagesegmentPerfomance
31.12.2019
Performance
30.09.2020
Euro/US-$ - 2,26 %+ 4,53 %
Euro/Yen- 3,10 %+ 1,45 %

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